Vortrag - Elections without Democracy? Hybrid Regimes in Southeast Asia

“What do we call these regimes that are in between democracy and authoritarianism? We call them: Hybrid Regimes.”

 

Wenn sich jemand in diesem Themenfeld auskennt, dann ist es Dr. Deasy Simandjuntak: Research Fellow an der Universität Freiburg, Assistant Professor am International College of Innovation der National Chengchi University in Taiwan sowie Associate Research Fellow am Institute of Southeast Asian Studies in Singapur.

Kamingespräch im Speicher

Kamingespräch im Speicher

Am 22. Oktober 2025 konnten die 32 Teilnehmenden der Hochschulgruppe Internationale Sicherheitspolitik der Universität Erfurt in rund 90 Minuten einen intensiven Überblick über die politische Lage und aktuelle Entwicklungen in mehreren südostasiatischen Ländern gewinnen.

 

Doch bevor es richtig losging, stellte Dr. Deasy Simandjuntak die Gruppe zunächst auf die Probe: “Let me test you! How much do you know about Southeast Asia?”

 

Kannten die Teilnehmenden alle Staaten der Region? Fast, auch wenn etwas Unterstützung von Dr. Deasy Simandjuntak nötig war, um alle elf Länder Südostasiens zu benennen.

 

Einige der Teilnehmenden hatten selbst schon Länder der Region bereist und waren umso erstaunter, als Dr. Simandjuntak eine Übersicht der Freedom House Aggregate Scores vom Zeitraum 2012–2022 präsentierte: Mit Ausnahme von Timor-Leste, Malaysia und Laos zeigten alle anderen Staaten einen stagnierenden oder sogar sinkenden Demokratisierungswert an. Aber gibt es nicht regelmäßig Berichte über Wahlen in der Region? Eine richtige Feststellung, auch wenn diese keine wirkliche Aussagekraft hat: “Elections are a façade to legitimize authoritarian regimes.” Hybride Regime bewegen sich zwischen (“in-between”) dem Zustand einer echten Demokratie und dem Autoritarismus. Wahlen finden statt, doch reicht das nicht aus, um als wirkliche Demokratie zu gelten. Also: “What are the requirements for democracy?” fragte Dr. Deasy Simandjuntak in die Runde. Die Gruppe hatte die zentralen Merkmale schnell beisammen: allgemeines Wahlrecht, freie und faire Wahlen, eine Auswahl an Parteien sowie eine unabhängige Medienlandschaft. Fehlt eines dieser Elemente, könne nicht mehr von einer echten Demokratie die Rede sein. Einen Aspekt betonte Dr. Deasy Simandjuntak jedoch besonders: “Election is the most important feature of a democracy, yet having an election only does not make a regime fully democratic.”

 

Entscheidend ist, wer wirklich die Macht ausübt. In einer echten liberalen Demokratie kann es sich nur um Akteure handeln, die auch tatsächlich gewählt worden sind. Anders verhält es sich mit Gruppen wie dem Militär, religiöser oder wirtschaftlicher Eliten, einer dominierenden Partei, Monarchen oder auch externen Akteuren. Damit sind Hybridregime zwar „electoral democracies“, aber keine Demokratien im vollen Sinne.

 

Nachdem “Was?” geklärt war, ging es um das “Wie?”: Wie kommt es überhaupt zu solchen Zwischenformen?
Dr. Deasy Simandjuntak verwies auf koloniale Strukturen, auf vorherige autoritäre Systeme, politische Krisen oder monarchische Traditionen, welche die demokratischen Entwicklungen bis heute bremsen und blockieren.

 

Anhand mehrerer Fallbeispiele wie Indonesien, Myanmar, Thailand und Kambodscha, zeigte Dr. Deasy Simandjuntak außerdem, wie unterschiedlich hybride Regime ausgeprägt sein können und welche Faktoren ihre Stabilität beeinflussen.

 

Besonders eindrucksvoll war für die junge Zuhörerschaft besonders das Beispiel Indonesien und der Ablauf der Präsidentschaftswahl 2024. Anstelle von klassischen Wahlkampfformen setzte Präsident Prabowo Subianto auf Wahlgeschenke, finanzielle Zuwendungen und Tanzvideos auf TikTok, mit denen er insbesondere unter der jungen Bevölkerung als “cute grandpa” Popularität gewann. Zur Anschauung präsentierte Dr. Deasy Simandjuntak der Gruppe einen Ausschnitt des tanzenden Prabowo Subianto. Mit dieser Strategie, Desinformation in den Sozialen Medien sowie klaren und einfachen Botschaften, war es ihm nicht nur gelungen, das Präsidentschaftsamt zu gewinnen, sondern auch von seiner Beteiligung an früheren Menschenrechtsverbrechen abzulenken.

 

Trotz der ernsten und oft erschütternden Informationen gelang es Dr. Deasy Simandjuntak den Vortrag mit persönlichen Erfahrungen und Anekdoten aufzulockern. Dank ihrer langjährigen Forschung und ihrer zahlreichen Kontakte im südostasiatischen Raum vermittelte sie der Gruppe nicht nur Einblicke in die politische Lage, sondern auch ein Gefühl für die Menschen und Kulturen der Region.

 

Die zahlreichen Fragen und die rege Beteiligung der Gruppe zeigten das Interesse an der Region. Daher war die Freude groß über die Möglichkeit, den Nachmittag bei einem gemütlichen Beisammensein ausklingen zu lassen. Die Gruppe nutzte die Gelegenheit, um mehr von Dr. Deasy Simandjuntak über ihre Forschung und Arbeit zur Politik und den Gesellschaften des südostasiatischen Raums zu erfahren.

 

Zum Abschluss bedankte sich der ehemalige Vorstand der Hochschulgruppe, welcher Dr. Deasy Simandjuntak während eines Aufenthalts in Taiwan kennengelernt hatte, herzlich bei der Referentin.

 

Der Vortrag von Dr. Deasy Simandjuntak zeigte, dass es nicht Wahlen allein sind, die eine Demokratie ausmachen und wie fließend die Grenzen zwischen demokratischer und autoritärer Herrschaft sein können.

 

Am Abend gab es für die Teilnehmenden bei einem gemütlichen Kamingespräch die Möglichkeit, mit Dr. Deasy Simandjuntak ins Gespräch zu kommen und mehr über Südostasien zu erfahren.